Warum gibt es ISO Normen für Codes ?

Strichcodes und Matrixcodes haben sich in allen Bereichen der Logistik, der Kennzeichnung, des Güterverkehrs und des Handels als ideales Medium zur Erfassung und Speicherung von Daten bewährt. Die weite Verbreitung forderte für eine gute Lesbarkeit einige ISO-Normen für die Herstellung und Prüfung dieser Codes.

Strichcodes und Matrxicodes sind preisgünstig herzustellen und leicht aufzubringen (Drucken, Lasern) . Um die Vorteile jedoch nutzen zu können, ist eine Erstleserate von mind. 99,9% aller Lesevorgänge anzustreben.

Dieses Ziel wird jedoch nur dann erreicht werden, wenn sich alle Beteiligten darüber im klaren sind, dass bestimmte Regeln (welche ISO-Normen, Größe der Codes und welche Prüfqualität muss erreicht werden) einzuhalten sind, um eine möglichst hohe Lesequalität der Codes zu ermöglichen.

Geht man davon aus, dass lesbar aus technischen Gründen ein dehnbarer Begriff ist (schlecht oder gut lesbar, erst beim zweiten oder dritten Mal lesbar, falsch lesbar etc.) und keine zusicherbare Eigenschaft ist, so stellt sich die Frage nach den Möglichkeiten, um qualitative Eigenschaften festzustellen, die eine konkrete Aussage über die Lesefähigkeit, unabhängig vom verwendeten Lesesystem und der Leseumgebung, machen zu können. Diese Aussagen werden mit geeigneten Prüfgeräten sicher gestellt.

Die Tatsache oder Behauptung einer Nichtlesung reicht nicht aus, um Gewährleistungsansprüche im Einzelfall zu begründen.

Die Einhaltung der technischen Vorgaben und Prüfmethoden für die einzelnen Arbeitsschritte ist erforderlich. Ihre Nichtbeachtung ist hingegen zur Begründung von Gewährleistungsansprüchen geeignet.

Die Einhaltung aller Spezifikationen und ISO-Normen für Codes, Prüfmethoden und der Nachweis, bestimmte Vorgaben erfüllt und eingehalten zu haben, sollte demnach gefordert werden.

Lesegeräte sind keine Prüfgeräte

Mit einem Lesegerät kann keine Prüfung erfolgen, es wird nur das Lesegerät geprüft (Hanscanner, Smartphone etc.). Lesegeräte sind bauartmäßig nicht geeignet, um die Einhaltung dieser Vorgaben zu überprüfen und damit einen Anspruch auf Schadenersatz zu begründen, falls damit eine Nichtlesung festgestellt wird. Geeignete Prüfgeräte prüfen den Code. Wenn das Prüfgerät die Codes für gut befindet, muss jedes Lesegerät bei der ersten Lesung den Code richtig lesen.

Für Strichcodes gibt es unter anderem folgende ISO Normen:

ISO/IEC 15416 :2016 -12 – Testspezifikationen für alle 1D Codes (EAN, 128, 39 u.a.)

ISO/IEC 15420 – Testspezifikationen für EAN und UPC Codes

EN 798 – Testspezifikation Code Codabar

ISO/IEC 15417:2007 – Testspezifikation Code 128

ISO/IEC 16388 – Testspezifikation Code 39

ISO/IEC 16390 – Testspezifikation Code 2 of 5 Interleaved

Für Matrixcodes gibt es unter anderem folgende ISO Normen:

ISO/IEC 15415 – Testspezifikation für alle Matrixcodes

ISO/IEC 16022:2006-09  – Testspezifikation DataMatrix-Code ECC 200

ISO/IEC 21471 – Rechteckige DataMatrix Codes

ISO/IEC TR 29158 DPM – Testspezifikation (Direktmarkierung  – häufig DataMatrix-Code)

DIN 16587:2016-08 – Testspezifikation Rechteckige Erweiterung des Data Matrix Codes

CAN/CSA-ISO/IEC 18004:2016-12-01- Testspezifikation QR Code

ISO/IEC 16023 – Testspezifikation Maxicode

ISO/IEC 24778:2008-02 – Testspezifikation Aztec Code

ISO/IEC DIS 20830:2019-10 – Entwurf  –  Han Xin-Code

JAB-Code (von Just Another Bar Code)  vom Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie. Er ist ein dreidimensionaler Matrixcode in verschiedenen Farben.

Dot Code  –  Der Dot Code ist ein Matrixcode, dessen Geometrie mit diversen Freiheitsgraden von quadratisch bis rechteckig festgelegt werden kann. Bisher ist dieser Code in einer Spezifikation definiert. Auf der ISO Ebene gibt es bisher (2019) keinen Antrag diesen  Code auch in eine ISO Norm zu überführen.

Die Bezugsquelle für die Originalnormen (ISO/IEC) ist der Beuth Verlag in Berlin.

Gerne vermitteln wir Ihnen die theoretischen und praktischen Detailkenntnisse über die ISO Normen durch individuell auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittene Seminare.

Wie muss ein Strichcode und Matrixcode geprüft werden?

Laut den gültigen ISO Normen für Codes muss der Strichcode und der Matrixcode möglichst am verpackten Produkt geprüft werden. Wenn das nicht möglich ist, muss der Code bei der Prüfung von transparenten Materialien auf einer gleichmäßig dunklen Unterlage mit einer maximal 5% – Reflexion (schwarze oder grüne Unterlage) geprüft werden.

Welche Prüfparamater gibt es speziell für EAN-Codes:

Die Norm ISO/IEC 15420 untersucht einen EAN-Code schwerpunktmäßig unter dem Aspekt der metrischen Werte (Breite der Balken und der Lücken). Es gibt hierbei nur die Auswertung – Gut oder Fehler -.
Die Norm ISO/IEC 15416 überprüft alle Strichcodes wie den EAN Code, Code 128, GS1-128, Code 39, 2 of 5 Interleaved schwerpunktmäßig unter dem Aspekt der verschiedenen Kontraste (Symbolkontrast, Kantenkontrast, Defekte usw.), ohne die metrischen Werte zu vernachlässigen (Decodierbarkeit) .

Die Normen geben Qualitätsstufen von  A (4) bis F (0) an und diese Stufen gelten für alle Strichcodes und Matrixcodes. Für Strichcodes gilt die neue Norm ISO/IEC 15416:2016. Diese bewertet die Prüfqualität nur noch nach Zahlen (2,6 – 1,8 etc.) und nicht mehr nach Buchstaben.

A (4) 3,5 – 4, 00 – Sehr gut (Beim ersten Mal gut lesbar)

B (3) 2,5 – 3,49 – Gut (Beim ersten Mal lesbar- wird am häufigtsen gefordert)

C (2) 1,5 – 2,49 – Befriedigend (Mehrfachlesung evtl. erforderlich)

D (1) 0,5 – 1,49 – Ausreichend (Bei Nichtlesung Tastatureingabe erforderlich)

F ( 0) unter 0,5 – Durchgefallen (evtl. Falschlesung möglich)

( A – F amerikanisches System und 4 – 0 europäisches System)

Einige kurze Erläuterungen zu den Parametern der Normen für Strichcodes (Für Matrixcodes werden andere Prüfparamter genutzt):

PCS-Wert – Hintergrundfarbe minus Balkenfarbe geteilt durch die Hintergrundfarbe

Symbolkontrast – Hellster Punkt der Hintergrundfarbe minus dem dunkelstem Punkt der Striche

Kantenkontrast – Wie gerade wurden die Kanten der Striche gedruckt ( Quaetschränder ?)

Modulation – Das Verhältnis des Symbolkontrast zum Kantenkontrast

Defekte – Dunkle Flecken in den Lücken oder helle Flecken in den Balken incl. Hellfelder

Decodierung – Generelle Probleme wie zu schmale Hellfelder, falsche Prüfziffer, Symbol zu klein oder andere massive Fehler.

Decodierbarkeit – Das Maß der metrischen Druckgenauigkeit (Abweichungen der Striche oder Lücken).

Rmin/Rmax – Reflexionswerte

Handelsketten, Discounter und Produzenten setzen im besten Fall kalibrierte Prüfgeräte zur Kontrolle der Einhaltung der Normen und damit der angelieferten Waren ein. Lieferanten setzen hin und wieder andere Prüfsysteme ein (Geräte mit Lesestift, Handlesepistole, CCD Scanner, Maus  usw.). Um mögliche Probleme (unterschiedliche Prüfergebnisse) zu vermeiden, sind u.a. folgende Prüfparameter des Prüfsystems zur Einhaltung der Normen zu berücksichtigen:

  • Entsprechen diese Prüfsysteme der Norm ENV 12647 – Prüfanforderung für Strichcodeprüfgeräte?
  • Ist die Norm ISO/IEC 15426-1 (Automatic identification and data capture techniques – Bar Code Verifier conformance specification – Part 1 Linear Symbols = Strichcodes) eingehalten und die Norm ISO/IEC 15426-2 für Matrixprüfgeräte eingehalten worden?
  • Erfolgt die Grundkalibrierung nach dem Kalibrierstandard DIN 5033 und die metrische Kalibrierung mit einem zertifizierten „Verification Calibration Standard“ nach ANSI X3.182 der Firma Applied Image Inc.?
  • Unterschiedliche Winkel (Vorgabe laut Norm 45°) und der falsche Leseabstand verfälschen das Messergebnis.
  • Das Prüfsystem muss immer unter den jeweiligen Beleuchtungsbedingungen kalibriert werden können.
  • Wird die gleiche Wellenlänge verwendet? Bei unterschiedlichen Wellenlängen (Farben) sind Änderungen der Symbolklasse von 1 oder 2 Stufen und mehr möglich.
  • Wird die gleiche Blendengröße verwendet (6, 8, 10 oder 20 mil)?
  • Kann der Prüfgeräte-Anwender für seine eigene Qualitätssicherung mit Hilfe eines Referenzcodes sein eigenes Prüfgerät prüfen?

Diese Parameter werden selbstverständlich auch mit unseren angebotenen Barcode-Prüfgeräten eingehalten.

Klassifizierung der Reflexionsparameter für Strichcodes

Abhängig von ihren Werten werden die Prüfstufen der einzelnen Prüfparamter von 0 bis 4 bewertet. Der Kantenkontrast und Rmin werden nur mit 4 oder 0 bewertet. Das Verhältnis des Symbolkontrast und des Kantenkontrast ergeben die Modulation. Die Tabelle definiert die Werte der Parameter entsprechend den verschiedenen Klassen.

Tabelle 1 Klassifizierung der Reflexionsparameter:

KlasseRmin SymbolkontrastECmin*ModulationDefekteDecodierbarkeit
A = 4≤ 0.5 Rmax≥ 70 %≥ 15 %≥ 0.70≤ 0.15≥ 0.62
B = 3 ≥ 55 % ≥ 0.60≤ 0.20≥ 0.50
C = 2 ≥ 40 % ≥ 0.50≤ 0.25≥ 0.37
D = 1 ≥ 20 % ≥ 0.40≤ 0.30≥ 0.25
F = 0> 0.5 Rmax< 20 %< 15 %< 0.40> 0.30< 0.25

* = EC = Edgecontrast = Kantenkontrast